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Herpes bei Pferden: alles über die ansteckende Viruserkrankung

Junge Frau mit ihrem Pferd

Pferde, die in Quarantäne stehen, abgesagte Turniere und ein Husten und Niesen im Stall: Hier liegt eindeutig eine Herpesinfektion vor. Und tatsächlich häufen sich die Meldungen über Ausbrüche des Herpes bei Pferden.

Was genau hinter dieser Viruserkrankung steckt, wie Du Dein Pferd schützt und was Du im Ernstfall tun kannst, verraten wir Dir hier.

Testpflicht für Pferde bleibt bestehen

07.07.2021: Bereits seit dem 12. April waren Veranstaltungen in Deutschland und elf weiteren europäischen Ländern wieder erlaubt. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, durften weiterhin nur Pferde mit einem negativen PCR-Test an den Veranstaltungen teilnehmen. Zudem galten im Rahmen des jeweiligen Herpes-Schutzkonzepts nach wie vor verschärfte Hygienevorschriften.

Der Reitsport-Weltverband FEI war in großer Sorge. Grund war der Ausbruch des Herpesvirus (EHV-1) beim spanischen Reitturnier CES in Valencia. Laut FEI-Generalsekretärin Sabrina Ibanez war es „wahrscheinlich der schlimmste [Ausbruch] in Europa seit vielen Jahrzehnten“. Bereits mehrere Pferde, darunter zwei Tiere aus deutschen Ställen, waren an dem Virus gestorben. Und nicht nur Pferde in Spanien waren in Gefahr. Denn das Herpesvirus verbreitete sich rasant und sei zum dem Zeitpunkt schon in mindestens drei anderen europäischen Ländern nachgewiesen worden. Viele Pferde, deren Gesundheitszustand unbekannt war, hatten den Veranstaltungsort in Valencia verlassen. „Das Risiko einer Übertragung durch diese Pferde ist ein großes Problem“, erklärte Ibanez weiter.

Wie ernst die Lage war, betonte auch Axel Milkau, Direktor des Reitturniers in Braunschweig. Er sagte, das Herpesvirus sei „für den Reitsport schlimmer als Corona.“ In Deutschland wurden daher alle nationalen Pferdesportveranstaltungen bis einschließlich 28. März 2021 abgesagt. Sportprüfungen für Hengste und Körungen wurden verschoben. Und auf Veranstaltungen, bei denen Pferde aus verschiedenen Verbänden teilnahmen, sollte laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ebenfalls verzichtet werden. Das Training im heimischen Verein war jedoch weiterhin möglich. Auch, wenn das Pferd dafür transportiert werden musste.

Herpes beim Pferd: Was steckt dahinter?

Das Equine Herpesvirus ist ein behülltes, hochansteckendes Virus, das etwa bis zu 90 Prozent aller Pferde in ihrem Organismus beherbergen. Meist schlummern die Viren in den Nervenzellen, wo sie vom Immunsystem nicht erkannt und damit auch nicht angegriffen werden. Doch wenn es beim Pferd zu einer Stresssituation durch andere Krankheiten, einen Transport oder psychischen Stress kommt, aktivieren sich die Viren und rufen Beschwerden hervor.

VS.-Tipp:
Herpesbeschwerden können teilweise sehr stark ausfallen und eine intensive Behandlung notwendig machen. In solchen Fällen ist es ratsam, auf eine zuverlässige Pferdekrankenversicherung zurückgreifen zu können, die sich um die Deckung der anfallenden Kosten kümmert, während Du Dich uneingeschränkt um Dein Tier kümmern kannst.

Insgesamt gibt es vier verschiedene Typen des Equinen Herpesvirus, kurz EHV. Aktuell kommen das EHV 1 und 4 hierzulande am häufigsten vor.


Wie erfolgt die Ansteckung mit den Equinen Herpesviren?

Es handelt sich hierbei um eine Infektionskrankheit, die sich vor allem per Tröpfcheninfektion verbreitet. So übertragen sich die Viren rasch zwischen benachbarten Pferden. Aber auch eine indirekte Infektion ist möglich.

Dies sind die häufigsten Verbreitungswege von Herpes beim Pferd:

  • über Husten und Schnauben
  • über Kontaktpersonen wie Betreuer, Reiter oder Hufschmied
  • über Reinigungs- und Pflegezubehör
  • über Futter- und Wassereimer
  • über weitere Kontaktgegenstände, an denen die Viren anhaften

Festzuhalten ist daher: Die Herpesviren verteilen sich einerseits von Pferd zu Pferd und andererseits durch einen Infektionsdruck, der von Gegenständen und Menschen ausgeht.


Wie macht sich das Equine Herpesvirus bemerkbar?

Dein Pferd zeigt Anzeichen einer Erkrankung und Du vermutest, dass es sich dabei um eine Herpesinfektion handeln könnte? Die genauen Symptome richten sich nach dem EHV-Typ, der sich verbreitet hat. Grundsätzlich lässt sich festhalten:

EHV 1 spielt vor allem bei trächtigen Stuten eine Rolle. Es kommt hier zum Verlust der ungeborenen Fohlen oder zur Geburt sehr lebensschwacher Fohlen. Auch Nervenschädigungen können durch diesen Virustypen entstehen, etwa Koordinationsstörungen oder Lähmungen – vor allem die Hinterbeine sind hiervon betroffen. Auch ein unsicherer Gang ist möglich.

EHV 4 verursacht typischerweise fieberhafte Atemwegserkrankungen, etwa die Rhinopneumonitis. Es kommt zu Entzündungen der oberen Atemwege. Zu diesen gehören

  • die Nasengänge
  • der Rachen
  • die Luftröhre
  • die Bronchien

Häufig kommt es außerdem zu wässrigem Ausfluss der Nase oder der Augen und zu Husten.

Typisch sind auch die drei Phasen der Infektion, die meist jedoch fließend ineinander übergehen und sich häufig überschneiden:

  1. Infektion mit den Viren und deren Vermehrung
  2. Virenausbreitung in der Blutbahn, häufig begleitet von hohem Fieber
  3. das Rückenmark wird angegriffen, es kommt zu neurologischen Beschwerden

Nicht zuletzt spielt auch das Wetter eine Rolle, wenn es um die Gefährdung Deines Pferdes geht: Besonders günstig für die Viren ist das Klima im Frühling und im Winter. Hier kommt es gehäuft zu Meldungen der Infektionserkrankung.


Wann und wie lange ist Herpes bei Pferden ansteckend?

Wie lange die Erkrankung ansteckend ist, hängt unter anderem davon ab, wie hoch die Menge der Viren im Körper ist. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwischen zwei und zehn Tagen. Doch auch nach dieser Zeit sind die Pferde mitunter noch ansteckend. Studien konnten zeigen, dass die Herpesviren etwa drei Wochen lang stabil sein und sich zwischen den Tieren verbreiten können. Ein erkranktes Pferd bleibt zudem für immer ein Virusträger, auch wenn es nicht immer ansteckend ist.

Ob es nach dem Kontakt mit erkranken Pferden auch bei Deinem Pferd tatsächlich zu Symptomen kommt, hängt aber stets von verschiedenen Risikofaktoren ab. Dazu gehören vor allem

  • der Immunstatus Deines Tieres
  • dessen Alter
  • das Geschlecht
  • die Rasse

Leidet Dein Pferd unter Herpes? Auf zum Tierarzt!

Zum Tierarzt solltest Du in jedem Fall gehen, wenn Du bei Deinem Tier die Hauptsymptome Husten, Lähmungserscheinungen oder hohes Fieber feststellst. Um zu vermeiden, dass ein erkranktes Tier weitere Tiere ansteckt, musst Du umgehend zum Tierarzt. Tierärztin Christine Fuchs von der Tierklinik Lüsche rät: Die Pferde sollten dringend gegen diese aggressive Herpes-Variante geimpft werden (*)

Tschüss, Tierarztkosten!

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Junge Frau streichelt ihr Pferd

Wie erfolgt die Diagnose beim Tierarzt?

Der Tierarzt wird vermutlich eine Probe mit einem Nasentupfer sowie eine Blutprobe entnehmen. Diese dienen der Virusanzucht im Labor. Hier kann die präzise Diagnose gestellt werden. Liegt bei Deinem Pferd ein Befall mit den Viren vor, sind zeitnah weitere Schritte einzuleiten.


Herpes beim Pferd behandeln: Was kann der Tierarzt tun?

Die Herpesviren lassen sich nicht direkt behandeln, da sie sich teilweise wieder in die Nervenzellen zurückziehen und sowohl für das Immunsystem als auch für Medikamente nicht angreifbar sind. Um den Verlauf der Krankheit möglichst sanft zu gestalten, ist es wichtig, das Immunsystem Deines Tieres zu fördern. Darüber hinaus ist eine symptomatische Behandlung üblich. Diese umfasst nach Absprache mit dem behandelnden Tierarzt meistens

  • entzündungshemmende Medikamente
  • Präparate zur Unterstützung von Immunsystem und Kreislauf
  • Vitamin B-Präparate für die Versorgung der Nerven
  • beim gleichzeitigen Vorliegen einer bakteriellen Infektion Antibiotika

Die Tierarztkosten übersteigen bei solch einer Erkrankung schnell das eigene Budget. Damit Du Dir im Ernstfall keine Gedanken darüber machen musst, wie Du die Behandlungskosten stemmst, lohnt es sich, frühzeitig über eine Pferdekrankenversicherung nachzudenken.

Neben der Behandlung Deines eigenen Tieres solltest Du aber unbedingt daran denken, andere Tiere des Stalls zu schützen, da es sich hierbei um eine hochansteckende Viruserkrankung handelt. Wie genau dies gelingt, erfährst Du im nächsten Abschnitt.


Welche weiteren Maßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen sind sinnvoll?

Das Equine Herpesvirus ist keine meldepflichtige Erkrankung. Die Begründung hierfür mag sein, dass es sich hierbei nicht um eine Zoonose handelt, also eine Krankheit, die zwischen Mensch und Tier übertragen werden kann. Zudem ist der wirtschaftliche Schaden, der daraus resultiert, im Vergleich zu den meisten meldepflichtigen Erkrankungen recht gering. Auch kann der Infektionsausbruch meist auf einen Pferdestall begrenzt werden und nimmt keine epidemischen Ausmaße an. Dennoch solltest Du wichtige Maßnahmen zur Eindämmung des Virus einhalten, damit sich gesunde Pferde nicht an erkrankten Pferden anstecken.

Eine sinnvolle Maßnahme hierbei ist die sogenannte Fieberdetektion. Da die meisten erkrankten Tiere mit hohem Fieber auf die Viren reagieren, sollten im Verdachtsfall oder wenn bereits erkrankte Pferde diagnostiziert wurden, regelmäßige Fiebermessungen durchgeführt werden. Miss dabei während der Ruhephase der Pferde deren Temperatur. Steigt diese über 38 °C, liegt der Verdacht auf einen Virenbefall nahe und Du solltest Deinen Tierarzt verständigen.

Weitere VS.-Tipps für die Quarantäne und den Schutz der Pferde vor den Herpesviren

Sind Pferde im Stall an Herpes erkrankt, muss eine Quarantäne für mindestens drei Wochen erfolgen. Das bedeutet: Du darfst keine neuen Pferde in den Stall hinein- und keine Pferde aus dem Stall herauslassen. Turniere, Pferdekäufe etc. müssen in diesem Zeitraum abgesagt werden.

Zudem solltest Du gesunde und erkrankte Pferde voneinander trennen, damit Virusausscheider gesunde Tiere nicht anstecken. Den Besuch im Stall beschränkst Du während dieser Quarantäne auf ein Minimum. Nur Personen, die unbedingt gebraucht werden, erhalten noch Zutritt, etwa die Betreuer und der Tierarzt. Alle Besuchspersonen müssen jedoch vor Betreten des Pferdestalls Schutzkleidung anziehen, sich die Hände gründlich waschen und desinfizieren und auch eine Desinfektionswanne für die Schuhe benutzen, wenn sie zwischen den Abteilungen des Stalls wechseln. Nur so wird eine Virusverschleppung verhindert und die gesunden Tiere bleiben vor einer Ansteckung geschützt.

Sind die Symptome der Tiere dann abgeklungen, reinigst Du bitte den gesamten Stall gründlich mithilfe geeigneter Desinfektionsmittel. Bedenk dabei auch, dass sämtliche Pflegegegenstände, Decken, Gamaschen, Halfter, Sattelzeug usw. ebenfalls gereinigt werden müssen, da die Viren diesen anhaften.


Impfung gegen Herpes beim Pferd

Neben der Kontaktsperre zwischen gesunden und kranken Pferden gibt es eine weitere Möglichkeit, Dein Tier zu schützen: mit einer Impfung. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ist die verantwortliche Prüfstelle für Impfstoffe. Sie hat zwei Impfstoffe gegen das Equine Herpesvirus genehmigt. Pferde, die diese Impfungen erhalten, scheiden nur zehn Prozent der Virenmenge aus, die ungeimpfte Pferde ausscheiden. Damit bildet eine Herpesimpfung beim Pferd nicht nur einen recht guten Schutz für das eigene Tier, sondern auch für den gesamten Stall.

Sinnvoll ist diese Impfung daher vor allem, wenn alle sich im Stall befindenden Pferde geimpft werden. Eine Impfung ist möglich bei Fohlen ab fünf oder sechs Monaten, wobei zunächst eine Grundimmunisierung erfolgt. Nach diesen ersten drei Impfungen werden in regelmäßigen Abständen und nach Absprache mit dem Tierarzt Wiederholungsimpfungen eingesetzt, um den Schutz aufrecht zu erhalten.

Zu guter Letzt: Vielleicht fragst Du Dich auch, ob Du selbst gefährdet bist, wenn Dein Pferd unter Herpes leidet. Die gute Nachricht: Derzeit gibt es keine bekannten Fälle, bei denen das Virus vom Tier auf den Menschen übertragen wurde.

Quelle: (*):https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/Tieraerztin-fordert-Impfpflicht-gegen-Pferde-Herpes,reiten1032.html

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